In meinem
Posting vom 8. September 2014 hatte ich beschrieben, wie mittels einer eigenen PL/SQL-Funktion Offsets zu Koordinatenwerten hinzugefügt werden können.
Es gibt darüberhinaus noch (mindestens) einen weiteren Lösungsansatz, der eine bereits existente Funktion zum Einsatz bringt. Und damit meine ich die Funktion
AFFINETRANSFORMS im PL/SQL Package SDO_UTIL. Die Anwendung von AFFINETRANSFORM für die konkrete Aufgabenstellung möchte ich nachfolgend kurz beschreiben.
Hinweis:
Das Package SDO_UTIL ist mit jeder Edition der Oracle Datenbank nutzbar, also Bestandteil von Oracle Locator. (Sehen Sie dazu auch noch mal
Tabelle B-1 im Oracle Spatial Developer´s Guide.)
Was ist die Aufgabenstellung?
Für alle Geometrien einer Tabelle soll eine Translation von 100m nach Norden erfolgen.
Lösung mittels SDO_UTIL.AFFINETRANSFORM:
select
sdo_util.affinetransforms(
geometry => geometry,
translation => 'TRUE' -- Hier soll eine Translation stattfinden
tx => 0.0, -- keine Rechtswert-Verschiebung
ty => 100.0, -- Hochwert-Verschiebung um 100 m
tz => 0.0
) as geometry
from geom_tab;
Das ist erst mal ziemlich einfach. Die Tücke steckt wie immer im Detail.
Die Verschiebungswerte tx, ty, tz sind natürlich im zusammenhang mit dem Koordinatensystem der Geometrien zu sehen. Eine Verschiebung ty = 100.0 für Geometrien in ETRS89 / UTM (hier ist die Einheit Meter) bedeutet natürlich etwas anderes als für WGS84. Für Letzteres sind die Koordinatenwerte in Dezimalgrad angegeben.
Wie kann man möglichst einfach damit umgehen?
Mein Vorschlag dazu ist, vorab in der Datenbank eine Transformation durchzuführen.
Mit SQL ausgedrückt, sieht das dann so aus:
select
sdo_util.affinetransforms(
geometry => geometry,
translation => 'TRUE', -- Hier soll eine Translation stattfinden
tx => 0.0, -- keine Rechtswert-Verschiebung
ty => 100.0, -- Hochwert-Verschiebung um 100 m
tz => 0.0
)
from ( -- Subquery in FROM-Klausel für Transformation
select
sdo_cs.transform(geometry, 25833) geometry
from
geom_tab_wgs84);
Visuell stellt sich das Ergebnis bezogen auf eine einzelne Geometrie so dar:
[Abb. 1: Original-Geometrie gelb, verschobene Geometrie orange eingefärbt.]
SDO_UTIL.AFFINETRANSFORMATIONS kann übrigens nicht nur für Translationen verwendet werden. Möglich sind u.a. auch Skalierungen, Spiegelungen oder Rotationen.
Für Rotationen füge ich gleich auch noch ein Beipiel hinzu. Das basiert auf einer sehr einfachen Geometrie, einem Rechteck, welches im unteren linken Stützpunkt um 45 gedreht wird.
Hinweis:
Der Rotationswert (Parameter ANGLE) wird als Bogenmass angegeben. Der Einfachheit halber nutze ich die Funktion CONVERT_UNIT im Paclage SDO_UTIL, um mit Werten in Grad zu arbeiten.
-- Einfache Geometrie
select
sdo_geometry (
2003,
8307,
null,
sdo_elem_info_array (1,1003,1),
sdo_ordinate_array (2,0,2,5,0,5,0,0,2,0))
from dual;
-- Einfache Geometrie gedreht um 45 Grad bezogen auf den 1. Stützpunkt
select sdo_util.affinetransforms(
geometry => sdo_geometry (
2003,
8307,
null,
sdo_elem_info_array (1,1003,1),
sdo_ordinate_array (2,0,2,5,0,5,0,0,2,0)),
rotation => 'TRUE',
p1 => sdo_geometry (2001,8307,sdo_point_type(2,0,null),null,null),
line1 => NULL,
angle => sdo_util.convert_unit(45, 'Degree', 'Radian'), -- Bogenmass
-- Bzw. für Drehung im Uhrzeigersinn:
-- angle => sdo_util.convert_unit(-45, 'Degree', 'Radian')
dir => -1 -- Default
) from dual;
Visuelle Darstellung der Ergebnisse der SQL-Abfragen (Geometrien):
[Abb. 2: Einfache Geometrie - Orignal]
[Abb. 3: Einfache Geometrie - um 45 Grad gedreht]
Die gedrehte Geometrie als SDO_GEOMETRY-Objekt - mit Anfangs- und Endstützpunkt x=2, y=0:
MDSYS.SDO_GEOMETRY(
2003,
8307,
NULL,
MDSYS.SDO_ELEM_INFO_ARRAY(1,1003,1),
MDSYS.SDO_ORDINATE_ARRAY(
2,0,
-1.53553390593274,3.53553390593274,
-2.94974746830583,2.12132034355964,
0.585786437626905,-1.41421356237309,
2,0))